Die dritte Kategorie in unseren Befragungen ist Religion. Hierbei galt es zu überprüfen, ob die Probanden sich als gläubige Muslime betrachten, ob sie die Regeln ihrer Religion auch in Deutschland weiterhin ausführen und welche Rolle der Glaube in ihrem Leben spielt. Diese Fragen erschienen uns sehr wichtig, da von ihnen auch gewisse Einstellungen und Verhaltensweisen gegenüber Frauen abgeleitet werden können.
Alle Befragten gaben sich als Muslime zu erkennen, zwei davon sind Schiiten, die anderen beiden Sunniten und wiederum alle Befragten sagten, sie seien religiös erzogen worden, das heißt Religion spielte schon in der Kindheit eine wichtige Rolle im Leben der Jugendlichen. Im dritten Interview machte ein Proband eine interessante Äußerung:
„Ja eigentlich bin nie gezwungen worden zu beten oder in die Moschee zu gehen, aber wir gehen in die Moschee um schreiben und so zu lernen. Lesen und schreiben. Ich bin auch in die Moschee gegangen um Koran zu lernen. Zum Beispiel wenn wir Koran lernen, bevor lernen wir diese Grundlagen. Zuerst lernen wir lesen und schreiben und die Buchstaben und so, weil, ja, auf dem Land am meisten gehen nicht auf die Schule, einfach die gehen in die Moschee um lernen zu lesen und so. Und dann, das ist einfach…“ (C77-C84)
Spannend ist hierbei die Tatsache, dass die Moschee nicht zwangsläufig ausschließlich mit Religion gleichzusetzen ist, sondern auch in Sachen Bildung eine tragende Rolle spielt. Sieht dient gleichermaßen als Lernort und als Ort um seinen Glauben auszuleben. Proband 2 machte eine ähnliche Aussage:
„Moschee ist wie Schule. Kann lesen und dann muss beten.“ (B80-B81)
In diesem Zusammenhang ist die zentrale Rolle von Religion und Moschee in der Kindheit der Befragten nachvollziehbar und logisch.
Auf die Frage, ob ihnen Religion auch jetzt noch wichtig ist, antworteten alle Probanden mit einem eindeutigen ja, obgleich wiederum alle angaben, dass die Ausführung der Religion im Alltag im Vergleich zu früher deutlich abgenommen hat. Dies hängt vermutlich stark damit zusammen, dass die Jugendlichen in Deutschland die Schule besuchen und lernen müssen und nicht mehr so viel Zeit zum beten haben und um in die Moschee zu gehen. Dies wird unter anderem durch die folgenden Aussagen bestätigt:
„Und hier ich bete auch hier, aber nicht jeden Tag fünf mal. Ist ja auch schwierig, wenn ich komme von der Schule bin ich müde, aber so zum Beispiel abends, ja, Abends, Nachmittag ist, ich bete.“ (B91-B93)
„Ja, ich… Viel ich konnte nicht in die Moschee gehen, weil ich war in der Schule. Ich hab gedacht… Ich hab selber gedacht, dass Lernzeit ist, äh, besser als Moschee. Kann Zuhause beten. Gott mich sieht, auch Gott sieht wenn ich nicht kann. Lernzeit auch wichtig. Wenn ich nicht kann sprechen diese Land, leben und muss ich später mit den Leuten sprechen machen zusammen. Das kann ich Zuhause, beten und so.“ (A52-A57)
Auch an der Tatsache, dass alle Befragten die Verhaltensregeln ihrer Religion, wie z.B. Verzicht auf Alkohol, auch heute noch befolgen kann man gut erkennen, dass ihnen der Islam wichtig ist und sie auch heute noch versuchen, ihren Glauben zu verfolgen. Der Glaube spielt also insgesamt betrachtet eine zentrale Rolle im Leben unserer Probanden.